10.9.-14.9. Ankommen

Seit Sonntagnacht bewohne ich nun den Halbboden des Ateliers. Abgesehen von den allnächtlichen Geräuschen der im Dachstuhl nistenden Vögel fühle ich mich richtig wohl hier. Natürlich ist alles sehr einfach gehalten, aber genau das möchte ich ja einmal ausprobieren: mit wenig Dingen zurechtkommen, um mich auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Ich glaube, dass mir diese Lebensweise dabei helfen kann.
Gerade sitze ich im Kellerlädchen und warte auf die nächsten Kunden. Heute hat Rosa Geburtstag und so haben sich Max und Katrin mit ihr und einer geladenen Freundin zum Dampferfahren mit anschließendem Picknick aufgemacht. So halte ich hier die Stellung und bin gespannt, ob ich einige Stammgäste schon wieder erkenne und mir vielleicht zu einem bekannten Gesicht der zutreffende Name einfällt.
In den letzten beiden Tagen hat sich unter Beweis gestellt, ob ich zum Imkern überhaupt geeignet bin. Denn der erste Bienenstich und damit die Gewissheit, ob ich allergisch darauf reagiere oder nicht, stand noch aus. Jetzt wäre das geklärt, denn meine ersten drei Stiche habe ich Gott sei Dank relativ gelassen und unempfindlich wegstecken können.
Besonders beeindruckend empfand ich den gestrigen Abend, als wir bei anbrechender Dunkelheit „wanderten“ – also ein Bienenvolk von der Fuhneaue zum Petersberg transportierten. Abenteuerlich schuckelten wir im Lada über den Feldweg durch dichtes Gestrüpp, während der Wind auffrischte und einzelne Blitze den Himmel zum Erleuchten brachten.
Heute habe ich auch meine eigene Gürteltasche für Stockmeisel, Besen, Schraubenzieher & Co. erhalten. Damit bin ich hoffentlich für die nächsten Imker-Einsätze gut ausgerüstet.
Um den Bienen eine ätzende Schutzschicht gegen Milben aufzutragen, durfte ich heute erstmals die Völker mit Oxalsäure bedampfen. Dabei trug ich gemäß Arbeitsschutz eine globige Atemschutzmaske und dazu den Imkerstrohhut, was bestimmt recht amüsant anmutete.
Um ein Volk für den Winter zu stärken, galt es die alte Königin zu finden und ihrem Leben ein Ende zu setzen, damit schnellstmöglich eine neue Biene vom Volk gekrönt würde. Am Morgen bewegen sich die Bienen noch nicht so schnell und so fiel es nicht schwer, die Königin ausfindig zu machen. Wenn auch in der Imkerei unumgänglich, so war es dennoch eine Situation, die mir Unbehagen bereitete. Ein so fleißiges Tier zu töten, nachdem man durch ihre Arbeit so viel Honig eingetragen hat, machte mich betroffen.
So, nun ist es kurz vor fünf. Ich schließe jetzt den Laden. Es gab gut 12 Kunden, die reichlich Lebensmittel gekauft haben. Zwei davon haben zum ersten Mal hier eingekauft. Das wird Katrin bestimmt freuen.