17.06.-21.06.2013 Bienenschwarm im Eimer

Die Wochen fliegen dahin und manchmal blicke ich schon wehmütig dem Ende meines Jahres in Schortewitz entgegen. Aber alles hat seine Zeit. Ich bin gespannt, wohin es mich danach verschlägt und welche neuen Aufgaben mich dann erwarten.

Während ich diese Zeilen in der Abendsonne schreibe, bin ich unentwegt damit beschäftigt, um oder auf mich zu schlagen, um das Heer von Mücken davon abzuhalten, mich zu attackieren. Es ist schade. Egal ob Tag oder Nacht, Sonne oder Schatten – überall lauern diese fiesen Insekten auf frisches Blut und vermiesen einem oft die Freude am Tun im Freien und jede Hoffnung auf einen lauen gemütlichen Sommerabend im Garten. Hoffentlich wird das bald wieder erträglicher.

Am 11. Juni durfte ich zum ersten Mal miterleben, wie vom Volk „Stolle“ ein Bienenschwarm fiel. Am späten Vormittag rief mich Max vom hinteren Feldstreifen zu sich. Mit jedem meiner Schritte wurde das Geräusch eines eindringlichen Summens in der Luft immer lauter. Als ich vor der Beute stand, bewegten sich Tausende von Bienen in der Luft, zunächst chaotisch, doch nach genauerer Beobachtung ließ sich erkennen, dass sie miteinander kommunizierten, an welchem Ort sie sich niederlassen würden. Die solidarische Entscheidung fiel auf den großen Kirschbaum. Sie wählten einen Ast ziemlich weit oben und setzten sich weniger als Traube, denn als längliches Gebilde fest. Max war genau zum richtigen Zeitpunkt vor Ort und konnte intervenieren. Mit einem selbst entworfenen Auffangbehälter aus einem großen Eimer, der an einem Teleskopstab befestigt war, begab er sich auf die große Leiter hinauf zum Schwarm und holte diesen in mehreren Etappen nach unten und setzte ihn auf ein Brett vor eine Schwarm-
kiste. Es ist immer besser, wenn die Bienen selbst ihr neues Zuhause beziehen. Damit identifizieren sie sich ganz anders mit der Behausung und der geduldige Imker kann recht sicher sein, dass der Schwarm nicht noch einmal auszieht um seine Höhle selbst zu suchen.

Leider ist die Königin nicht gleich zu Beginn mit in die Schwarmkiste eingezogen. Nach einigen Stunden war immer noch ein aufgeregtes Treiben zwischen Kirschast und Schwarmkiste zu beobachten. Statt endgültig einzuziehen, traten einige Bienen schon wieder den Rückflug zu der kleinen noch am Baum verbliebenen Traube an – ein Zeichen, dass die Königin noch nicht mit umgezogen war. Nun schnitt Max den ganzen Ast ab und bot nun auch der übrigen Traube das neue Zuhause an, was sie schließlich auch annahmen. Eine spannende Aktion.

Das in der Beute verbliebene junge Volk wartet nun auf das Schlüpfen einer neuen Königin aus einer der Weiselzellen. Es wird sozusagen neu geboren, erhält einen Namen und fängt an, eigenständig zu leben. Das alte Volk findet in der Schwarmkiste Rähmchen mit nur einem schmalen Anfangsstreifen vor. Sie haben nun alle Hände voll zu tun, sich einen neuen Stock aufzubauen, damit neue Brut gelegt und Honigvorräte angelegt werden können. Dieses geteilte Volk gibt für dieses Jahr keinen Honig mehr, da es seine aufgeteilten Kraftreserven erst wieder konzentrieren muss.
In den letzten Wochen habe ich das Handwerk des Schleuderns von Honigwaben kennengelernt und praktiziert. Zunächst werden dabei die oft prall gefüllten Waben aus den Honigzargen mit einem speziellen Sägemesser oder einer Gabel mit vielen feinen spitzen Zinken entdeckelt. Dann hängt man mindestens 3 Honigrähmchen in gleichem Abstand zueinander in das Schleuderfass und schleudert manuell per Drehkurbel mit Kraft und zugleich Gefühl die Rähmchen solange, bis der ganze Honig herausgeflossen ist und sich am Boden des Fasses angesammelt hat. Dann wird der Honig durch ein grobes Sieb in einen Eimer abgelassen. Durch drei weitere immer feiner werdende Siebe läuft der Honig dann in den Abfüllbehälter, wo er noch einige Zeit reift, bis er dann cremig gerührt und in Gläser abgefüllt wird.

Bei stimmungsvoller Musik schleuderte ich an einem Abend mit Max und in der letzten Woche mit meinem Freund Jakob, der sich für einige Tage hier in Schortewitz auf seine Abschluss-
prüfungen als ökologischer Landwirt vorbereitete, bis in die Nacht hinein.

Am meisten genieße ich dabei den sinnlich-süßen Honigduft, der aus der in Bewegung geratenen Schleuder wie ein frischer belebender Wind hervor steigt, wenn man den Deckel öffnet und sich über das Fass beugt.
Zum Schluss wieder ein köstliches saisonales Rezept für Brennnessellasagne:

Zunächst die Köpfe von jungen Brennnesseln (am besten ohne Blüte!) sammeln. Dann Zwiebeln kleinschneiden, in Öl anbraten und die gewaschenen Brennnesseln dazugeben und mit ein wenig Wasser dünsten.

In der Zwischenzeit Butter in einem Topf zum Schmelzen bringen und mit Mehl eine Mehlschwitze anrichten. Dann Milch und/oder Wasser dazugeben, Parmesan einstreuen, sodass eine sämige Sauce entsteht und mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.

Vor dem Anrichten die Lasagneblätter in der Auflaufform mit kochendem Wasser übergießen und kurz ziehen lassen, sodass sie flexibler für den passgenauen Zuschnitt sind. Dann immer abwechselnd Lasagneblätter, das Brennnessel-Zwiebel-Gemüse und die Béchamel-Sauce in der Form schichten. Zum Schluss Käse zum Überbacken darüber streuen. Bei 175 Grad Celsius die Lasagne für 30-40 min im Ofen fertig garen.

Guten Appetit!