Komposttoilette für Kleinfolgenreich / 08.13 / ct

Einführung und Motivation

Ein wichtiger Bestandteil eines Freiwilligen Ökologischen Jahres ist es, dass man sich selbständig ein ökologisches Projekt überlegt, konzipiert und dann durchführt.

Ich habe mich entschieden, eine Komposttoilette für das anlaufende Gemeinschaftsgartenprojekt Kleinfolgenreich zu bauen. Ein Zimmermann aus dem Ort wird mir dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Diese Art von Trockentoilette habe ich erst in Schortewitz kennengelernt. Natürlich ist es zunächst erst einmal ungewohnt, dass man, um sich zu erleichtern, nicht das Bad im Haus, sondern ein kleines, erhöhtes Klohäuschen auf dem Hof aufsucht. Doch alles eine Frage der Gewohnheit. Und wenn man sich bewusst macht, dass wir pro Spülvorgang mindestens 3 Liter Trinkwasser das Klo herunter spülen, dann macht es das noch einmal gleich viel einfacher.
Fast ein Drittel unseres täglichen Wasserverbrauchs im Haushalt verwenden wir für die Toilettenspülung. Diese etwa 40 Liter Wasser kann man pro Tag einsparen, wenn man auf eine Trockentoilette umstellt. Der große Vorteil einer Komposttoilette liegt aber zudem auch darin, dass unsere Exkremente wie die der Tiere wieder in den natürlichen Kreislauf einfließen und nicht gesondert entsorgt werden bzw. geklärt werden müssen, was zusätzlich einen hohen Energieaufwand bedeutet. So sammelt man die menschlichen Ausscheidungen in einem großen Behälter und bestreut den Kot nach jedem Toilettenbesuch mit Säge-/Hobelspäne, Staudenmulch und duftenden Kräutern. Wenn man den Urin trennt bzw. gesondert abfließen lässt, ist eine Entleerung desselben nicht so schnell notwendig. Hier in Schortewitz wird bei einem 2-Personenhaushalt einmal im Jahr der Fäkalienbehälter geleert. Verfährt man anders, ist eine Entleerung häufiger vonnöten, da der Urin etwa 80 % unserer Ausscheidungen ausmacht und sich so das Becken schneller füllen würde. Außerdem ist mit starker Geruchsbelästigung zu rechnen.
Die Fäkalien werden im Behälter gesammelt, dann an einem anderen Ort für zwei Jahre kompostiert und dabei mit grünem Kompost (Küchen- und Gartenabfälle) vermengt. Nach dieser Zeit kann das Ergebnis wieder als Kompost-Dünger auf Beete ausgebracht werden. Durch spezielle Abzugsrohre in vertikaler als auch horizontaler Ausrichtung wird die Feuchtigkeit und damit der unangenehme Geruch abgeleitet und so die Nase des Benutzenden nicht unnütz belästigt. Zur besseren Trocknung der Fäkalien trägt auch eine Schräge bei, die dazu führt, dass sich nicht nur alles übereinander anhäuft, sondern, dass das Eingetrocknete nach hinten abrutscht.
Der Bau solch einer Trockentrenntoilette (TTC) macht zwar zunächst einmal etwas mehr Aufwand, überzeugt aber durch sein nachhaltiges Preis-Leistungs-Verhältnis, da neben der Wasserersparnis auch keine Wasser-/Abwasserleitung notwendig ist.
Der Umwelt zuliebe und aufgrund fehlender Abwasseranschlüsse soll es deshalb auch in Kleinfolgenreich so ein Örtchen geben. Gäste unseres Gartens können durch die Benutzung desselben an die Thematik herangeführt werden und sich selbst ein Bild von einer Trockentrenntoilette machen. Um das Bewusstsein der Benutzer_innen zu schärfen, wollen wir die Innenwände des stillen Örtchens mit Hinweisen zur Nachhaltigkeit eines TTC bzw. zu unserem Wasserverbrauch versehen.

Funktionsweise einer Komposttoilette

Einer Komposttoilette liegt der Gedanke des biologischen Kreislaufs zugrunde. Das, was wir für unsere Ernährung brauchen, wächst und gedeiht auf großen Feldern beziehungsweise bedarf es großflächiger Weiden für Vieh, dessen Milch wir später verarbeiten oder dessen Fleisch wir essen. Diese hohe Beanspruchung (v.a. bei Monokulturen) entzieht dem Boden viele wichtige Nährstoffe. Hier geht es darum, den Kreis wieder zu schließen und die Feststoffe, die wir ausscheiden, kompostiert der Natur wieder zur Verfügung zu stellen.
Damit aber nicht ein faulender, stinkender toter Kothaufen wie beim Plumpsklo entsteht, gibt es einiges zu bedenken:
Im besten Fall sollte eine Trennung von Kot und Urin stattfinden oder ein Weg gefunden werden, den Urin schnellstmöglich abzuleiten. Für die Zersetzung des Materials sind winzige Mikroorganismen zuständig. Um ihnen eine geeignete Lebensgrundlage zu bieten, bedarf es bei einer aeroben Verrottung der ständigen Luftzufuhr, die durch Abzugsrohre gegeben ist. Dabei werden zudem aufgrund des Unterdrucks schlechte Gerüche abgesaugt. Da man nach jedem Toilettengang großzügig grobes zellulosehaltiges Material wie Rindenschrot, Hobelspäne oder Stroh über das Häufchen streut, ergibt sich eine feuchte, jedoch nicht nasse Atmosphäre im Fäkalienhaufen. Dass die Mikroorganismen ordentlich arbeiten und eine Zersetzung stattfindet, merkt man auch daran, dass bei der Umsetzung Energie in Form von Wärme freigesetzt wird. Um diesen Zustand zu befördern, kann man auch an die Südseite des Klohäuschens ein Fenster (am besten schwarz-angemalte Glasscheibe) anbringen, damit die Sonne ihren Beitrag leistet und der Haufen im Winter nicht zu sehr herunter kühlt.
Das Gute ist, dass ab 60 Grad Celsius Temperatur im Haufen Spulwürmer und deren Eier abgetötet werden.

Über eine Baugenehmigung muss man je nach Kommune verhandeln. Wenn kein Abwasseranschluss besteht, ist es im Normalfall einfacher, eine Genehmigung zu bekommen.
Kritisch ist anzumerken, dass mit unseren Fäkalien auch Stoffe ausgeschieden werden, die unser Körper nicht verarbeiten kann und der Natur schaden können. Medikamentenrückstände (von Antibiotika bis Anti-Baby-Pille) und Schwermetalle können so auf die Beete und damit ins Grundwasser gelangen. Doch über die Kanalisation und wenn Klärschlamm auf Felder ausgebracht wird, ist das ja leider auch nicht anders.

Der Inhalt des Komposttoilettenauffangbehälters wird nach Bedarf geleert und zusammen mit Gartenkompost aufgehäuft. Innerhalb von zwei Jahren wird dieser Kompost immer wieder umgesetzt, bis die Erde mit hohem Humusanteil wieder als Komopst-Dünger verwertet werden kann.

Bauanleitung der Komposttoilette für Kleinfolgenreich

Das Besondere unserer Komposttoilette besteht vor allem darin, dass wir fast ausschließlich gebrauchtes Material verwendet haben. Von einer Plastikregentonne mit einem Fassungsvermögen von ca. 300 Litern haben wir den Deckel abgenommen und in den Boden mit einem Bohrer gleichmäßig verteilte Löcher mit einem Durchmesser von 1 cm gebohrt. Den Toilettensitz hat uns Gerhard Springer, der ortsansässige Zimmermann, angefertigt. Dazu hat er Holzreste von Pappel und Kiefer zusammengeleimt und auf ein Format von 82x82 cm zurechtgeschnitten. Im vorderen Bereich hat er das Fallloch mit einem Durchmesser von 28cm ausgesägt und dazu einen runden Deckel mit Knauf angefertigt. An der unteren Seite des Sitzes hat er zwei Längsstreben angebracht, sodass die Holzsitzfläche genau auf der Tonne aufliegt und von den Streben seitlich eingerahmt wird. Die Sitzfläche haben wir schließlich geschliffen und mit einer regenfesten Holzlasur versehen.
Dann haben wir an geeigneter Stelle ein etwa 60-70cm tiefes Loch ausgehoben, welches zunächst breiter verläuft und ab 35 cm Tiefe zu einem schmaleren Schacht wird. Auf beide Seiten wurden nun auf der Höhe von 35cm Steinplatten gelegt und der tiefe Schacht mit Mulch und Hobel-/Sägespäne gefüllt. Auf die Steinplatten stellten wir anschließend die Regentonne. Sie sollte für eine angenehme Sitzhöhe nicht über 50cm über den Boden hinausragen. Als Holzverkleidung der Tonne dienten uns Europaletten, im Idealfall für alle 4 Seiten. Wir haben für den Sitzkasten nur für 2 Seiten Europaletten verwendet und an die anderen beiden Seiten zugesägte Holzbretter angeschraubt. Daraufhin haben wir mit grobem Mulch die Zwischenräume zwischen Tonne und Holzkasten ausgefüllt (Isolierung). Idealerweise dient ein etwa 2m langes Rohr zum Luftabzug aus der Tonne hinaus ins Freie. Dafür bohrt man ein entsprechend großes Loch in den hinteren Teil des Toilettensitzes. Da die Toilette bisher aber selten in Benutzung ist, haben wir zunächst darauf verzichtet.