ka mit Freunden in Kleinfolgenreich

Man soll die Feste feiern wie sie fallen

Fest

Ein Tag Ende Februar, lichtgrauer Himmel, 5 Grad unter Null, eisiger Wind mit Schneewirbel, mein Geburtstag. Vor 41 Jahren, als ich im Thüringischen geboren wurde, muss das Wetter ähnlich gewesen sein. Getreu dem Motto "Man soll die Feste feiern wie sie fallen", habe ich es seit Mitte der 90er zur Tradition werden lassen, meine Geburtstage unter freiem Himmel zu erleben. Es gab schon Lagerfeuernächte in einem Sumpfgebiet nahe von Weißwasser, in dem Abrissdorf Lakoma im Cottbuser Braunkohlegebiet, vor meinem Küchenwagen in Halle, einen Schlittschuhnachmittag auf der Natureisbahn in Davos...
In diesem Jahr nun lade ich nach Kleinfolgenreich, zu veganem Kesselgulasch aus Seitan,
Rote Bete Carpaccio, Hollunderglühpunsch, Pfefferkuchen und Schokotarte. An diesem frostigen Tag folgen meiner Einladung sechs Kinder (eines ist erst acht Wochen alt) und zehn "ausgewachsene" Freunde vom Land und aus der Stadt. Es wird ein Nachmittag mit guten Gesprächen am Lagerfeuer und aufheizendem Schneefussball auf der Festwiese vor dem Klubhaus. Wir erleben in den gemeinsamen Stunden die besondere Art der Begegnung, die wir uns für Kleinfolgenreich wünschen und für die wir dieses Refugium aufbauen und gestalten.
Musikalisch begleitet uns Konstantin Wecker. Seine letzte CD "Wut und Zärtlichkeit" aus dem Jahr 2012 erreichte mich per Geschenk-Post aus Cottbus. Ich höre die Lieder schon am Vormittag immer wieder und hänge gedanklich anhaltend an der Zeile "Es gibt nichts Gutes außer man tut es" fest. Die Worte entstammen Erich Kästners Gedicht "Moral" und weisen darauf hin, dass sich nur in unseren Handlungen zeigt, ob wir gut sind. Nicht-Handeln kann nicht gut sein. Ein klares Plädoyer für Zivilcourage, das Wecker musikalisch eindrucksvoll vermittelt.

Caroline, unsere gute FÖJ-Seele, schenkt mir zum Geburtstag ein Gedicht des deutschen Pädagogen und Schuldramatikers Christian Gryphius (1649-1706), das sehr gut zum Tag in Kleinfolgenreich passt und für das Leben überhaupt.

Augenblick

Mein sind die Jahre nicht,
die mir die Zeit genommen;
mein sind die Jahre nicht,
die etwa mögen kommen;
Der Augenblick ist mein,
und nehm ich den ich acht,
so ist der mein,
der Zeit und Ewigkeit gemacht.