Sabine zieht ins Punkthochhaus

Zum Tag der offenen Imkerei am 05. Juli 2014 war es endlich soweit, „Sabine“ wurde in ihr neues Zuhause einlogiert. Auf die zahlreichen Gäste wartete eine kleine Sensation. Wer war schon einmal dabei, wenn ein Bienenvolk einen Neubau bevölkert? Aus den bereitgelegten Bauelementen wuchs Schicht für Schicht die assoziationsreiche Skulptur.

Der Künstler Marc Fromm aus Halle war eingeladen, sich den Gärten von Kleinfolgenreich inmitten der Weiten der industriellen Landwirtschaft zu nähern. Unter den vielschichtigen Gegebenheiten dieses ungewöhnlichen Ortes inspirierten den Künstler die aufgetürmten Bienenkästen und ihre emsigen Bewohner am meisten. Das Zusammenleben Hunderter in einer rationellen Behausung legten für ihn den Vergleich mit den ostdeutschen Plattenbauten, den „Arbeiterschließfächern“ nahe. In den Punkthochhäusern von Halle-Neustadt fand er schließlich die realen Vorbilder für seine Assoziation.

Im Wechselspiel von Form und Inhalt galt es, die künstlerischen Ambitionen mit den Bedürfnissen der Bienen und der imkerlichen Praxis abzustimmen. Bei aller Kunstfertigkeit versuchte sich Marc Fromm in Abstimmung mit Imker Max Baumann an einem gebrauchs-
fähigen Bienenhaus. Dennoch, Sabine lebt in einem echten Prototyp, dessen sich bereits abzeichnenden Ecken und Kanten in der kommenden Saison nach einem Feinschliff verlangen.

Erstaunlich, wie aus einer gewöhnlichen Bienenkiste durch wenige Kunstgriffe, Leisten und Farben in dem Modell des Punkthochhauses die heitere Vision der Neustädte der 80-er wieder aufersteht.
Und wie geht es Sabine? Die hinterlüftete Vorhangfassade spendet ihrer Wohnung an heißen Tagen schattige Kühle und deren markante grafische Struktur erscheint den Heimkehrenden gleichsam als Leuchtturm.