Schweine im Hochhaus und anderswo

Am kühlen Sonntag waren ca. 380 Menschen in den kleinen Ort im südlichen Anhalt gekommen, um gegen die unwürdigen Zustände im Schweinezuchtbetrieb zu protestieren. Sie kamen aus Halle, Leipzig, Berlin, Bernburg, Dessau, dem Saalkreis sowie aus umliegenden Dörfern und waren dem Aufruf des Tierschutzbüros und der Albert Schweizer Stiftung gefolgt. Vorangegangen war eine heimlich gedrehte Filmdokumentation des Tierschutzbüros, sowie eine offizielle Dreharbeit des Jenke Experimentes von RTL, welche die tierquälerischen Zustände auf den 6 Etagen des sogenannten Schweinehochhauses öffentlich machten. Doch machen wir uns nichts vor, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es in anderen Schweinezucht- oder Mastbetrieben ähnlich aussieht.

In Massdorf macht es die Öffentlichkeit desalb so betroffen, weil allein schon das Gemäuer aus den 60er Jahren einen abstoßenden Eindruck hinterlässt. Kaum einer der dieses Gebäude sah, ahnte, dass sich darin noch etwas abspielte. Moderne Tierfabriken machen äußerlich einen gepflegten und sauberen Eindruck, im Inneren leiden die Tiere aber ebenso wie in Massdorf. Kein Auslauf, keine adäquaten Beschäftigungsmöglichkeiten, kein Platz zum Drehen oder Wenden, kein Tageslicht. Wir fragen uns, wie dies mit dem § 1 des Tierschutzgesetzes in Einklang zu bringen ist:

Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.

Juristen prüfen derzeit akribisch, ob in Maasdorf ein Verstoß gegen dieses und andere tierschutzrelevante Gesetze vorliegt und man muss in diesem Zusammenhang fragen:
Gilt es möglicherweise als „vernünftiger Grund“ für zu akzeptierendes Tierleid, dass Verbraucher Tag für Tag nach Billig-Angeboten im Fleisch- und Wurstregal ausschauen, in der Gastronomie anbiedernd XXL Schnitzel für 2,99 € beworben werden und wir es uns gern leisten, Lebensmittel, auch fleischgewordenes Tierleid, in unvorstellbaren Mengen wegzuwerfen?

Wer trägt am Ende die Schuld an der alltäglichen Tierquälerei? Der Verbraucher? Der Handel? Der Schlachthof? Der Tierfabrikbesitzer? Der Futtermittelhersteller? Der Gesetzgeber? Wer übernimmt endlich die Verantwortung und ändert diese Missstände, damit auch die Nutztiere ein artgerechtes Dasein in Würde erleben?

Dorothea Frederking, die agrarpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag von Sachsen Anhalt war ebenfalls bei der Demo in Massdorf dabei und setzt sich in ihrem politischen Wirken stark für das Thema Tierschutz ein.